In „a sad week in review“ gebe ich einen kleinen Überblick, auf welche Art und Weise die Welt in der letzten Woche ein klein wenig kaputter und trauriger geworden ist. Man muss den Links nicht folgen. Meine Zusammenfassungen sind schlimm genug.
- Südkorea (die „Guten“) fahren dann mal fix mit dem Boot an die Grenze und üben dort mit echter Munition. Pyongyang hat Vergeltung angedroht, wenn das so weitergeht .
- In Sri Lanka steigen die Benzinpreise (Bleifrei 8%, Kerosin 50%). Durch die US-Sanktionen gegen den Iran dürfen die dort kein Rohöl mehr kaufen. Die eine Raffinerie funktioniert am besten mit Irans leichtem Rohöl. Außerdem sind 25 Millionen Dollar eingefroren, die der Iran gerne für gelieferten Tee bezahlen möchte. Ist aber durch die Sanktionen der USA nicht möglich. Die USA zerstören mit ihren Sanktionen die Wirtschaft unbeteiligter Nationen.
- Obama drängt Netanyahu, den Iran nicht anzugreifen. Frühere US-Präsidenten hätten einfach mit dem Abdrehen der Milliarde Militärhilfe gedroht. Obama, der „mächtigste Mann der Welt“ bittet nur nett.
- Nach 12 Jahren und zwei Amtszeiten will der Senegalesische Präsident Wade (85) für eine dritte Amtszeit antreten. Bei Protesten starb diese Woche dabei einer. Dutzende in den letzten Wochen. Senegal hat ein Limit für 2 Amtszeiten. Das korrupte oberste Gericht hat aber Wades Argumentation zugestimmt, da das Limit bei seiner ersten Wahlperiode noch nicht in Kraft war, sollte diese auch nicht mitzählen.
- Nahe der Nigerianischen Hauptstadt explodiert vor einer Kirche eine Autobombe. 5 Verletzte. Vermutlich Boko Haram, die ihre Attacken ausgeweitet haben.
- Gefängniswärter erlaubt es dem Mexikanischen Drogenkartell Zeta 44 Mitgefangene einer feindlichen Gruppe zu erstechen und dann aus dem Gefängnis auszubrechen.
- Die UN in Haiti unbeliebter denn je. Vergewaltigungsskandale. Cholera. Aber die UN will dort noch 4 Jahre bleiben, gegen den Willen der Bevölkerung. Mit dem Geld, was wir alle für Haiti gespendet haben, werden dort teure ausländische Firmen bezahlt, langsam Gebäude zu bauen, anstatt damit die ansässige Wirtschaft zu stärken, während immer noch zehntausende in Notunterkünften leben.
- Während BP 7,7Mrd. USD Gewinn erwirtschaften, ziehen Fischer im Golf von Mexico missgebildete Shrimps aus dem Wasser (dafür aber auch insgesamt 80% weniger). Noch immer werden dort Teerbälle und tote Delphine an Land gespült.
- In Equador kann der Präsident Zeitungen schließen lassen, wenn die Dinge über ihn berichten, die er lieber nicht an der Öffentlichkeit wissen will.
- In Äthiopien sollen 200.000 Nomaden ihrer Lebensgrundlage beraubt werden, weil Indische Unternehmen gestützt durch Amerikanische Investoren das Land zu einem der Weltgrößten Zuckerrohrexporteure machen wollen. Äthiopische Sicherheitskräfte gehen dort in die Dörfer und befragen die Menschen, wie sie ihre Zukunft im Zuckeranbau sehen. Falsche Antworten werden mit Prügel und Tazer belohnt.
Wenn die Umstrukturierung des Landes abgeschlossen ist, wird es dort durch den erhöhten Wasserbedarf eine halbe Million Menschen geben, die ihre Heimat verlassen müssen, da sie von dem Land nicht mehr leben können. Durch Straßensperren werden die gewaltsamen Umsiedlungen von den Augen der Öffentlichkeit fern gehalten. - China inhaftiert einen Tibetischen Schriftsteller. 20 Polizisten kamen ohne Durchsuchungs- oder Haftbefehl und haben ihn mitgenommen.
- In Frankreich ist es jetzt eine Urheberrechtsverletzung, wenn man Bilder von Designermöbeln im Internet postet. Das gilt auch und vor Allem dann, wenn das Möbelstück selbst nicht das Subjekt ist.
- Laut UN-Untersuchung kommt es in der Westbank und in Ost-Jerusalem zu einer „Judäisierung“. Einige Punkte: 93% des Landes gehören dem Staat. Es könnten also Gesetze und Regulierungen geschaffen werden, sodass Wohnraum wieder bezahlbar wird. In Ost-Jerusalem dürfen Palästinenser nur für 13% der Fläche Bauanträge einreichen, wobei der Großteil abgelehnt wird. 70% der Abrisse gehen gegen Palästinenser. Diese begehen aber nur 20% der Übertretungen (Bauregulierung). Israel hat im letzten Jahr 622 Palästinensische Gebäude abgerissen. Davon über 200 Familienwohnsitze und damit 1.100 Menschen das Dach über dem Kopf geraubt.
- In den USA sind Undercover-Polizisten an den High-Schools, die mit Schülern flirten, die zum Drogenkonsum überreden, denen Drogen verkaufen um sie dann wegen Besitz festzunehmen. Alles für die Quote. Wenn man bedenkt, wieviele der Kids dann nie wieder aus diesem kriminellen Umfeld rauskommen, wenn sie einmal im Gefängnis gewesen sind…
- Nach einem neuen Rekordjahr für Tote in Afghanistan durch NATO-Truppen sträubt sich die NATO und die korrupte Regierung gegen ein Referendum um herauszufinden, was die Bevölkerung wirklich will. Bis dahin müssen wir uns mit manipulierten Wahlen zufrieden geben. (Der Artikel ist eine gute Zusammenfassung über die aktuelle Situation und die Stimmung in der Bevölkerung).
- In Valencia werden Schüler von der Polizei niedergeknüppelt, weil sie für mehr Lehrer und beheizte Schulen demonstrieren. (Zu Abwechslung mal Deutsche Quelle)
- Homs wird weiter beschossen. Die Syrische Armee schießt dabei auf ein von den Aktivisten als Medienzentrum genutztes Gebäude. 11 Menschen sterben, darunter eine Amerikanische Reporterin und ein Französischer Fotograf. Ich hoffe, das ist der Weckruf, dass etwas getan werden muss. Selbst mit UN-Mandat natürlich keinen Militärschlag. Kein Bombardement auf Kosten der Leben von Zivilisten und schon gar kein Präzisionsschlag. Assad muss für seine Verbrechen vor Gericht. Aber vielleicht hätte es geholfen, ihm die Waffen gar nicht erst zu verkaufen.
- Und wer den „Rebellen“ in Homs (und anderswo) medizinische Hilfe leistet, ist schlimmster Folter und anderen Repressalien ausgesetzt.
- Wal-Mart schafft es, durch ein weites Netz aus Subunternehmen und Zeitarbeit, vielen Mitarbeitern gar keinen Lohn zu zahlen sondern durch geschicktes umvermitteln, rausschmeißen und diverse andere Vertragsspielerreien, Leute für Lau zu beschäftigen.
- Kanada exportiert sehr viel Öl aus Teersand. Das ist jedoch wesentlich energieaufwändiger zu extrahieren und daher einen 20% höheren Carbon Footprint als eine gleichartige Menge Öl aus konventionellen Erdölvorkommen. Außerdem ist der Abbau wenig umweltschonend. Das will die EU auch dranschreiben. Kanada droht daraufhin mit Klage vor der Welthandelsorganisation und mit Repressalien gegenüber Europäischen Unternehmen. Da muss die Umwelt wohl hinter den Handelsinteressen zurückstecken.
- Die Briten bekommen jetzt auch Vorratsdatenspeicherung. Dabei sollen die Geheimdienste auch ohne richterlichen Beschluss darauf Zugriff haben.
- In Peshawar in Pakistan sterben ein Dutzend Menschen bei einem Bombenanschlag.
- US Soldaten verbrennen in Afghanistan religiöses Material, u.A. den Koran. Ein Afghanischer Soldat erschießt zwei US-Soldaten. Bei Demonstrationen kommen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben. Korrektur: Mehr als zwei Dutzend.
- Im Irak sterben bei koordinierten Bombenattentaten in Shiitischen Nachbarschaften über das ganze Land verteilt mindestens 55 Menschen.
- Die Menschen die in Libyen in den Städten gewohnt haben, die für Gaddafi gekämpft haben, werden aus ihren Häusern vertrieben und dann werden diese abgerissen oder gewaltsam an der Rückkehr gehindert. 30.000 haben so bisher ihre Unterkunft verloren.
- Kleine Zwischeninfo: Die Einrichtung, wo die Atomaufsicht im Iran nicht reindufte, ist eine Militäreinrichtung, keine Forschungseinrichtung. Die Atomaufsicht hat aber (international) nur das Recht, Forschungseinrichtungen zu begutachten. Es herrscht vor den Wahlen im Iran großer Druck auf die Regierung, stärke zu beweisen und keine Vertraglich nicht festgelegten Zugeständnisse zu machen.
- In Peshawar in Pakistan stürmen schwer bewaffnete Selbstmordattentäter eine Polizeistation und töten vier Polizisten.
- Ägyptischer Präsidentschaftskandidat wird mit seinem Fahrzeug gestoppt und angegriffen. Er ist wieder aus dem Krankenhaus. Sieht nach einem gezielten Angriff aus. Eine Demokratie kann nie zu Stande kommen, wenn Menschen Angst haben müssen, zu kandidieren.
- Das Privatunternehmen CCA bietet US Bundesstaaten an, ihre Gefängnisse zu kaufen. Viele Bundesstaaten würden sich über den Geldsegen freuen. Dabei gehört zu den Vertragsbedingungen, dass die Bundesstaaten über die nächsten 20 Jahre eine Füllquote von 90% garantieren. Wenn der Staat direkt etwas davon hat, Leute in ein Gefängnis zu stecken, kann das Justizsystem nicht gerecht sein.
- Alles klar: Berlusconi frei gesprochen von den Korrpuptionsvorwürfen
- Nur wenige Stunden, nachdem der neue Präsident eingeschworen worden ist, sterben im Yemen 25 Menschen bei einem Selbstmordattentat
- Israelische Soldaten schießen mit scharfer Munition auf protestierende Palästinenser. Ein Mensch stirbt. Die Offizielle Lesart ist natürlich eine andere, aber laut Augenzeugenberichten haben Israelische Truppen unprovoziert eine Moschee gestürmt und mit Reizgas geschossen.
- Die New Yorker Polizei nimmt die Kennzeichen von Menschen auf, die an Predigten in Moscheen im Stadtgebiet teil nehmen. Ebenso werden die Predigten aufgezeichnet und alle Teilnehmer fotografiert, identifiziert und katalogisiert. Bloomberg sagt „alles im Rahmen der Verfassung“.
- 3 Menschen sterben bei einem Selbstmordanschlag auf eine Christliche Kirche in Nigeria.
- In Kanada kommt heraus, dass die konservativen in liberalen Stadtvierteln Leute angerufen haben, und ihnen mitgeteilt haben, dass sich der Ort des Wahllokals geändert hat. In der Hoffnung, dass die nicht wählen gehen, wenn sie an der falschen Stelle ankommen.
- Die UN will die „Friedenssicherungstruppe“ in Somalia verstärken. Im gleichen Atemzug verspricht die von der UN eingesetzte Regierung (ohne Unterstützung der Bevölkerung) den Westmächten einen Teil des Erdöls des Landes, wenn sie helfen, Al-Shabbab (Terroristen/Freiheitskämpfer) zu besiegen. Zufälle gibt es.
- Der Amerikanische General Dempsey sagt „Israel sollte den Iran besser nicht angreifen.“. Netanyahus Reaktion: „Der verfolgt und stützt doch nur Iranische Interessen.“
Netanyahu würde am liebsten alle Palästinenser aus der Westbank vertreiben.
In eigener Sache: In der letzten Woche hatte ich das Gefühl, mich für die halbe Stunde „Arbeit“, die dieser Beitrag mich jede Nacht kostet („a sad week in review“ entsteht nicht am Sonntagvormittag sondern über die gesamte Woche), zu verteidigen. Viele wissen, dass die Welt schlecht ist. Viele wissen um die schrecklichen Taten von Großkonzernen wie Coca Cola, Monsanto, Bacardi, Foxconn, um nur wenige zu nennen. Viele wissen von Menschenrechtsverletzungen in Guantanamo Bay. Vieles erfahren wir jedoch nicht, denn unsere Medien sind auch nur gesteuert. Wann lesen wir über unseren Militärisch-Industriellen Komplex? Wie oft hören wir von „Terroristen“, wenn damit eigentlich Freiheitskämpfer gemeint sind? Ich beanspruche für mich gar nicht, eine vollständige Liste von Gräueltaten zu liefern und alle Missstände, die auf dieser Welt existieren, aufzudecken. Ich gebe selbst zu, dass ich leider vom Faschismus zu wenig berichte. Wir sehen vom Faschismus immer nur die Auswüchse, aber viele der Ursachen bleiben auch mir verborgen.
Und ich rede hier nicht vom Faschismus, der von denen, welche die Medienmacht in der Hand haben, gerne mit Nationalsozialismus gleichgesetzt wird. Nein, ich rede von dem Faschismus, gegen den der Antifaschistische Schutzwall errichtet worden ist. Der Faschismus, den Mussolini so gut mit dem Wort „Korporatismus“, der Verschmelzung zwischen Unternehmerischer und Politischer Macht, beschrieben hat. Ich rede von dem Faschismus, wie er auf dem VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale am 2. August 1935 definiert worden ist. „Die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“. Das ist genau das, was wir eigentlich alle selbst sehen müssten. Banken, aber auch andere Unternehmen und Unternehmensgruppen, die (manchmal mehr oder weniger) offen die Politik regieren, kontrollieren und lenken. Rettungen von Banken, wo jede einzelne Rettung so viel Geld kostet, wie 50 Jahre Heizkostenzuschlag für HartzIV-Empfänger. Eine Pharmaindustrie, die gar kein Interesse an der Gesundheit der Gesellschaft hat und selbst entscheiden kann, wie viel Geld sie gern verdienen will. Nahrungsmittelkonzerne wie Monsanto, die Pflanzensorten züchten (oder erschaffen), diese patentieren und dann den Besitzer des Nachbarfeldes verklagen, wenn dessen Pflanzen durch normale Fortpflanzung Eigenschaften der Monsanto-Pflanzen haben. Monsanto, denen es daran gelegen ist, dass in Afrika Menschen hungern, denn nur so bleiben Nahrungsmittelpreise oben. Monsanto, die dort Ackerflächen kaufen und brach liegen lassen, damit genau das passiert. Unser Militärisch-Industrieller Sektor, der an jedes Regime Waffen liefert, sei es Scheindemokratie oder öffentliche Diktatur; der dabei aber zumindest immer neutral bleibt, indem er beide Seiten des Konflikts mit Waffen beliefert. Unternehmen, die Politiker bestechen um Gewerkschaften zu einzuschränken oder zu verbieten, damit Arbeiter besser ausgebeutet werden können.
Wir wissen alle davon. Das einzige was ich hier bieten kann und wofür ich das mache ist, die ständige Erinnerung, dass es noch viel schlimmer ist, als es scheint. Den Eins ist sehr gefährlich: Das zu vergessen und die Ignoranz zu besitzen, zu glauben, dass nur weil man selbst nichts schlimmes mitbekommt, es nicht passiert.
Achja: „a sad week in review“ wurde auch auf heldenstadt.de erwähnt